Ungeachtet der Covid-19-Pandemie entwickeln sich die Aktienmärkte auf dem afrikanischen Kontinent in diesem Jahr stark, besonders in Euro gerechnet.
Das neue Jahr kennt bereits seine Favoriten auf den afrikanischen Aktienmärkten: Die Börse in Ägypten ist nach dem ersten Monat im Jahr 2021 mit einem Plus von knapp 8 Prozent, in Euro gerechnet, der Favorit. Dicht dahinter folgt die Börse Lagos in Afrikas größter Volkswirtschaft, Nigeria, mit einem Anstieg des Index ASI um etwas mehr als 6 Prozent. An dritter Position folgt der Börsenplatz Accra in Ghana mit einem Plus von 5,8 Prozent.
Gut, in dieser Aufzählung haben wir eine Börse außer Acht gelassen, die alle anderen Aktienmärkte in Afrika blass aussehen lässt: Die Börse Harare in Simbabwe, das in den vergangenen Jahren vor allem mit einer Hyperinflation und Wirtschaftskrisen von sich reden machte, verzeichnete im ersten Monat 2021 einen Anstieg um sagenhafte 37 Prozent. Doch der Aktienmarkt dort ist eng und ausländischen Investoren ohnehin nur schwer zugänglich.
Was nährt die Hausse?
Was nährt diese Hausse, wo doch in der deutschen Presse gerade Berichte über eine starke Ausbreitung der Covid-19-Pandemie in Afrika kursieren? Ernsthaft in Betracht ziehen sollten europäische Investoren nur eine Handvoll Börsen auf dem afrikanischen Kontinent: Johannesburg in Südafrika, Lagos in Nigeria, Casablanca in Marokko, Nairobi in Kenia sowie die Doppelbörse Kairo und Alexandria in Ägypten. Alle fünf Leitbörsen in Afrika, die trotz allem eine relativ hohe Marktkapitalisierung bieten, liegen in diesem Jahr im Plus und setzen damit die positive Entwicklung fort, die sich schon in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres abzeichnete.
Ungeachtet dieser Berichte gehen die Anleger in Lagos ihren Transaktionen wie sonst auch nach. Die Corona-Krise hat an den afrikanischen Kapitalmärkten keine überragende Bedeutung. Die nigerianische Brauerei Champion Breweries beispielsweise ist mit einem Plus von knapp 60 Prozent in diesen Tagen der Top-Favorit an der Börse Lagos. Der Titel profitiert von Gerüchten, wonach der internationale Bierkonzern Heineken nach Champion greifen wolle. Diese Spekulationen basieren auf der Mitteilung, die Champion am 11. Januar veröffentlichte, wonach der Mehrheitsaktionär von Champion, Raysun, seine Beteiligung von 60,4 Prozent auf 84 Prozent aufstockte. Und Raysun gehört bereits Heineken. Wie stichhaltig diese Gerüchte sind, lässt sich jedoch nicht mit absoluter Sicherheit einschätzen.
Immerhin wird die Hausse an der Börse Lagos von relativ hohen Aktienumsätzen getragen. Das gilt an den Finanzmärkten als Zeichen dafür, dass ein Kursaufschwung von vielen Anlegern getragen wird. Das tägliche Handelsvolumen liegt derzeit bei etwa 15 Millionen Dollar, was für einen Aktienmarkt wie Lagos mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal 58 Milliarden Dollar gar nicht so schlecht ist. An der Börse Frankfurt kommt allein schon SAP, die Aktie im Dax mit der höchsten Marktkapitalisierung, auf einen Börsenwert von aktuell rund 123 Milliarden Euro.
Aussicht auf Erholung der Weltwirtschaft
In Ägypten wird der Markt vor allem von der Aussicht auf eine Erholung der Weltwirtschaft getragen, die vielleicht noch im laufenden Jahr von einem Neustart des internationalen Tourismus getragen werden könnte – falls die internationalen Impfprogramme gegen das Covid-19-Virus endlich Fahrt aufnehmen. Bis dahin wird die positive Grundstimmung in Kairo und Alexandria – weitgehend ohne jegliche Impfstoff-Euphorie – von Orders in der Aktie des Pharma-Unternehmens Glaxo Smithkline (GSK) SAE unterfüttert. Die Notierungen gingen um knapp 30 Prozent in die Höhe, nachdem das Pharma-Unternehmen Hikma, das an der Börse London gelistet ist, sein Interesse an der einen oder anderen Beteiligung von GSK SAE in Ägypten und Tunesien öffentlich bekundet hatte. Allerdings hat die Hikma-Führung ihre Übernahmeabsichten noch sehr vage formuliert.
In Johannesburg, Nairobi und Casablanca waren die Käufer nicht so eindeutig im Übergewicht wie in Lagos oder in Ägypten. Doch auch hier schlossen die richtungsweisenden Aktienindex den Monat Januar mit einem Plus-Zeichen von etwa 2 bis 3 Prozent in Euro gerechnet. Europäische Anleger haben im Januar zudem davon profitiert, dass der US-Dollar weiter zur Schwäche neigt. Denn die Kurse der meisten Währungen in Afrika, wenn sie frei schwanken dürfen, orientieren sich am amerikanischen Dollar. So konnten Anleger, die in Euro rechnen, in diesem Monat in Afrika höhere Aktienkursgewinne erreichen als Anleger, die in lokalen Währungen oder in Dollar rechnen.